Summen(Teilen)
Beim Lesen von Yoko Ogawas wundervollem Buch Das Geheimnis der Eulerschen Formel kam mir die erst noch vage
Idee, das Phänomen der
Befreundeten Zahlen in irgendeiner Weise zum Komponieren von Musik zu nutzen.
Im Wikipedia-Artikel über Befreundete Zahlen (s.o.) wird Pythagoras' Antwort auf die Frage erwähnt, was ein Freund
sei: „Einer, der ein anderes Ich ist, wie 220 und 284.”
Dieses kleinste befreundete Zahlenpaar steht in Ogawas Buch als Metapher für die Freundschaft eines alten
Mathematikprofessors mit seiner Haushälterin und ihrem zehnjährigen Sohn.
Das Kurzzeitgedächtnis des alten Mannes reicht nur noch 80 Minuten zurück, und so ist die zeitlose Welt der Zahlen
der Ort, in dem diese Freundschaft immer wieder neu entstehen kann.
Musik wird manchmal auch als klingende Mathematik bezeichnet – der damit bezeichneten Abstraktion steht die
emotionale Bewegung zur Seite, die Musik auslösen kann und will.
Und so wuchs während meiner Arbeit an dem Stück, das schon bald den Titel Summen(Teilen) bekam, inmitten der
Tabellen von Zahlenfamilien zur Bestimmung von Tonhöhen, Dauern, Lautstärken und Klangfarben die Vorstellung eines
mehrsätzigen Zyklus, der die Bedingungen des Zusammenlebens von uns Menschen thematisieren sollte.
Der erzählerische Charakter des durchaus seriellen ersten Satzes entsteht nicht so sehr durch meine kompositorische
Absicht, sondern indem die gesetzten Elemente miteinander in Beziehung treten, einander „etwas zu sagen haben”.
Einige kompositorische Details
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