1. Satz: H2O
Wie in anderen Stücken (siehe Reflektionen I) habe ich für die formale Disposition dieses Satzes die
Fibonacci–Reihe (1 − 1 − 2 − 3 − 5 − 8 −
13 − 21 − 34 − 55 − 89 − 144 − 233 −
377 − . . . ) verwendet. Diese Reihe nähert die Proportion des
Goldenen Schnitts im Verhältnis benachbarter Elemente an: aus 2 benachbarten Elementen wird durch Addition das
folgende Element bestimmt.
Von vielen Phänomenen in der Natur, beim Menschen und in
der Kunst und Musik wird gesagt, dass sie durch den Goldenen Schnitt beschrieben werden. Da der erste Satz von
Über Wasser den physikalischen Aspekt von Wasser zum Thema hat, bot sich das mathematische Modell der
Fibonacci–Reihe also an.
Das Stück dauert 377 Sekunden (6'17"), von außen nach innen geteilt in 233 Sekunden (vom Tropfen (89 sec.) zum
Fließen (144 sec.)) und 144 Sekunden (die extremen Aggregatzustände Eis (89 sec.) und Dampf (55 sec.)).
Weitere Binnen-Unterteilungen gehen bis in die Domäne von Noten- und Pausendauern (Einsatzabstände & Rhythmus).
Die Tonhöhenorganisation ist zwölftönig, es gibt also eine Reihe
(e − f − es −
ges − des − c − d − ces − b − g −
a − as) und eine harmonische Organisation durch isointervallische bzw. symmetrische Felder (am Anfang des
Stückes erklingt zum Beispiel ein Quartenfeld).
Einerseits ist die Musik also durchaus streng, mathematisch / physikalisch gebaut, andererseits gibt es aber auch eine
„bildhafte” Orientierung, die Klanglichkeit von Wasser in seinen verschiedenen Aggregatzuständen
musikalisch darzustellen: die Musik tropft, fließt, erstarrt, löst sich in Moleküle auf . . .
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