Hörspielpreis für Ach ja, sagt der Löwe


Begleittext des Komponisten:

Ach ja, sagt der Löwe
ein Hörspiel von und mit Bewohnern des Franz Sales Hauses, Essen

Im Wort Hörspiel verbinden sich die beiden Worte hören und spielen – die schöne Verbindung dieser Tätigkeiten bedeutet: wir hören ein Spiel, vielleicht eine Art Theater-Spiel für die Ohren, ein Märchen, einen Krimi . . . – und / oder es geschieht ein Spiel mit dem Hören:
Klänge, Sprache, Geräusche werden selbst zur Geschichte, verbinden, schichten und verändern sich.

Ach ja, sagt der Löwe entstand aus der Idee, im Franz Sales Haus Essen einen Hörspiel-Workshop zu veranstalten. Das Kursprogramm Mal anders macht seit 2008 Kultur- und Freizeitangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen.
Im Workshop „Hört mal, wer da spielt!” trafen sich zwischen September und Anfang Dezember 2012 sieben Teilnehmer – alles erwachsene Männer mit geistiger Behinderung.

Es gab anfangs keine Geschichte. Wir haben gespielt – mit unseren Stimmen und Klängen, wir haben uns unterhalten, Musik gemacht und aufeinander gehört. Was zu hören war, wurde mit Mikrophonen aufgenommen und gespeichert.

Mit den aufgenommenen Klängen, Liedern und kleinen Geschichten habe ich hinterher im Studio gespielt: montiert, übereinander geschichtet, verfremdet.

Die so entstandene Collage etwa in der Form eines "Klangbilderbuches" ist als Hör-Spiel durchaus musikalisch zu hören. Einige Teile sind von mir aus Lauten und Einzelklängen komponiert, andere sind live in der Improvisation entstanden und zeigen so die außerordentliche und besondere Kreativität der Teilnehmer.

Als formale „Folie” diente für dieses Hörspiel Maurice Sendaks Bildergeschichte Wo die wilden Kerle wohnen. Ohne dass auf die Geschichte inhaltlich direkt Bezug genommen wird, gibt das Buch in seiner graphischen Gestaltung Zeitpunkte und −dauern her.
Dies wird beim Hören als formaler „Umblätter-Rhythmus” spürbar, in dem eine Minute einer Doppelseite entspricht (korrespondierend mit der formalen Größe der Einstellung beim Film); filmisch empfunden ist die formale Einteilung des Hörspiels eine Gliederung in Szenen, also sinnvollen Zusammenhängen von Doppelseiten (Einstellungen) – gut hörbar in der 3‑minütigen Sequenz „Das Krokodil, das schwimmt im Nil . . .” ab Minute 15.

Sprecher: Frank Olaf Buehr, David Eschenbruch, André Eschke, Carsten Groß, Michael Haase, Richard Schulz, Michael Teichert, Mathias Wittekopf

Regie & technische Realisation: Mathias Wittekopf