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Bernd Trautvetters Gedicht mit seinen
Anklängen an Ernst Jandls Ottos Mops oder auch das aus der Kinderzeit bekannte Lied Drei Chinesen mit
dem Kontrabass wird in den 12 Paraphrasen nicht so sehr inhaltlich ausgedeutet, vielmehr habe ich nach
Ausgangspunkten gesucht, um mit dem gegebenen Textmaterial musikalisch „etwas anzufangen”.
Das A – als erster Buchstabe des Alphabets, als Vokallaut, als Ton a – spielt natürlich dabei
eine zentrale Rolle. Buchstaben sind die Symbole, mit denen wir versuchen, flüchtige Sprache zu bannen; dass
Töne ebenfalls mit Buchstaben benannt werden, macht deutlich, wie sehr Musik und Sprache miteinander verwandt sind.
Das für unseren Kulturkreis so typische Bedürfnis nach Ordnung und Skalierung stellt den Buchstaben A an den
Anfang, möglicherweise, weil es der Laut ist, den wir nach dem ersten tiefen Luftholen in diese uns neue Welt
hinausschreien.
Musikalisch ist der Ton A zwar einerseits ein Ton wie jeder andere, andererseits ist er als Kammerton (a1)
Referenz. Das von der Oboe eingeleitete Ritual des Einstimmens ist für Besucher von Orchesterkonzerten das
Signal, dass es jetzt bald losgeht.
Und der Beginn von Beethovens 9. Sinfonie ist ein schönes Beispiel für das A als musikalisches Symbol für
'Anfang' (vgl. dazu auch meine Ausführungen zur Paraphrase Nr. 5: Start Nr. 9).
Es macht also Sinn, das Gedicht kompositorisch zu lesen und auf diese Weise Sprach-Musik zu generieren.
Motive, Melodien, Reihen, Klänge sowie die zeitliche Organisation sind buchstäblich und wörtlich aus dem Text gewonnen.
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